Vor einigen Tagen erhielt ich den Anruf eines Ehemaligen,
der in der Zeit 1976/77 bis Mitte 1979 mit uns in der Bank gearbeitet hat:
Thomas Kessler!
Er ist per Zufall auf unseren Blog gestossen und so zu
meiner Adresse gekommen.
Natürlich bat ich ihn -nachdem wir erste Erinnerungen ausgetauscht
hatten - , uns einen Bericht zum obigen Thema zu schreiben.
Was er getan hat. Hier können Sie das Leben eines
ehemaligen Westfalenbänkers lesen:
Kaum zu
glauben!
Seit meinem Weggang von der Westfalenbank AG sind
schon vierzig Jahre ins Land gegangen!
Dabei kann ich mich an die Zeit im
Kreditsekretariat in der Gruppe von Herrn Petzel zusammen mit Frau Strauß und
Herrn Büttner gut erinnern.
Habe ich das Gefühl die Zeit ist erst gestern zu
Ende gegangen? Nein, nach meinem Gefühl war für mich die Zeit seitdem eine sehr
lange, wichtige und ereignisreiche .
Im Einzelnen:
BfG:Witten
Nach den drei Jahren in dem seinerzeit neu
gegründeten Kreditsekretariat wuchs der Wunsch auch die andere Seite des
Geschäftes, nämlich die Betreuungsseite mit direktem Kontakt zu den
Firmenkunden kennen zu lernen.
Die Gelegenheit ergab sich für mich bei der Bank
für Gemeinwirtschaft AG, Filiale Witten wo ich ab dem 01.Juli 1979 in der
Kreditabteilung nicht nur die Betreuung der Firmenkunden sonder auch eine ganz
andere Bank mit langen Entscheidungswegen kennen lernte.
So komfortabel wie zuvor bei der WB ging es hier
nicht zu – eine separate Abteilung zur Bestellung und Verwaltung von
Sicherheiten gab es zum Beispiel nicht. Hier war jeder Betreuer für seinen
Bereich selbst zuständig.
BfG:Frankfurt
Schon als in der WB Mitarbeiter für Luxemburg
gesucht wurden konnte ich der Vorstellung im Ausland zu arbeiten etwas
abgewinnen und diesen Reitz empfand ich auch, als in der Mitarbeiterzeitung der
BfG eine Stelle in der Kreditabteilung New York ausgeschrieben war. Ermutigt
durch meinen Abteilungsleiter in Witten nahm ich mir vor, das Thema
Auslandsaufenthalt am Abend mit meiner Frau aufzunehmen.
Welche Überraschung: Anders als ich es erwartet
hatte konnte sie diesem Plan etwas abgewinnen.
Meiner Bewerbung folgte ein Vorstellungsgespräch in
Frankfurt mit dem Leiter der Abteilung in New York.
Einige Wochen vergingen ohne eine Entscheidung, und
ich war davon ausgegangen, dass aus New York nichts werden würde. Dann hieß es,
New York sei durch einen Mitbewerber besetzt worden, es gäbe aber eine
Alternative. Die Antwort auf meine Frage welche Alternative denn gemeint sei,
war für mich nicht nur völlig überraschend, ich hatte auch zunächst Probleme
mich ernsthaft damit zu beschäftigen. Kein Wunder, denn was wusste ich schon
über Hong Kong?
Reichlich wenig und zu dem Gespräch mit dem
Niederlassungsleiter Hong Kong in Frankfurt fuhr ich ohne Erwartungen und auch
ohne mir darüber im Klaren zu sein, ob ich wirklich bereit war nach Hong Kong
zu wechseln. Auch stand natürlich noch die Meinung meiner Frau aus.
Nach den Gesprächen in Frankfurt führ ich mit einer
Zusage zurück, wir meine Frau und ich waren also am Zug.
Die Rückfahrt war an einem Freitag. Am Sonntag
darauf war dann die positive Entscheidung gefallen.
Ab Oktober 1981 wurde ich nach Franfurt zu einer
dreimonatigen Vorbereitung in relevanten Zentralbereichen versetzt.
Eigentlich sollte ich Anfang Januar in Hong Kong
sein. Das ging aber nicht, da die Geburt meiner zweiten Tochter anstand. So war
ich dann im Januar in Wartestellung direkt gegenüber der Westfalenbank bei der
BfG:Bochum beschäftigt.
BfG: Hong
Kong
Im Winter mit Schnee auf den Straßen bin ich am
01.02.1982 Richtung Hong Kong aufgebrochen – übrigen der erste Flug meines
Lebens.
In Hong Kong konnte ich von meinem Appartement aus
Menschen beobachten, die sich am swimming pool vergnügten - welch ein Unterschied.
Geschäftlich ging es um das lokale
Firmenkundengeschäft einschließlich der in Hong Kong üblichen Formen der
Handelsfinanzierungen.
Am 17.Juni ging es dann endlich zurück nach
Deutschland um Frau und Kinder – zwei Mädchen – abzuholen. Ich hatte im Vorfeld
eine Wohnung gefunden und eingerichtet, natürlich in einem Hochhaus mit über
zwanzig Stockwerden in Happy Valley mit Blick auf den Racecourse. Da konnten
wir dann bequem vom Wohnzimmer aus die Mittwochrennen oder auch das sehr frühe
morgendliche Training der Pferde verfolgen.
Ab Januar 1984, dann unter neuer Leitung der
Niederlassung, ging es für mich um den Aufbau der Abteilung Customer Services
nach Zusammenlegung der bisherigen Kreditabteilung mit der Auslandsabteilung
(Bills Departement) als Leiter der Abteilung. Neben dem erwähnten Geschäft
jetzt zusätzlich: Aufbau des Chinageschäftes, bestehend aus langfristigem
Kreditgeschäft, Geld und Devisenhandel sowie Rahmenkredite zur Finanzierung
deutscher Exporte. Kreditnehmer: Bank of China, International Trust and
Investment Corporation und Firmen der Volksrepublik China in Hong Kong. Die
Verhandlungen waren üblicherweise in China und gaben mir so die Möglichkeit von
Liaoning Provinz im Norden über Sichuan Provinz im Westen bis hin zu Guangdong
Provinz im Süden das Land näher kennen zu lernen.
Nach über fünf Jahren in Hong Kong und im
Zusammenhang mit einer möglichen Vertragsverlängerung war es Zeit geworden
Abschied zu nehmen. Angedacht war eine Tätigkeit in Deutschland im
Firmenkundengeschäft.
Aber wie es eben im Leben so manches Mal läuft: Es
kommt dann doch anders. So auch bei mir: Ich wurde gebeten einen
Feuerwehreinsatz für einige Monate zu übernehmen und zwar – Ironie des
Schicksals – in New York.
BfG: New
York
Also ging es ab dem 01.11.1987 in New York los. Für
ein Apartment war gesorgt: 42st zwischen erster und zweiter Avenue ganz in der
Nähe der Uno und – auch ein Vorteil - zu Fuss von der Park Avenue, wo die Bank
untergebracht war, zu erreichen.
Ab Dezember ging ich an die Reorganisation der
Abteilung, die zu einer Neuverteilung der Verantwortlichkeiten unter
Berücksichtigung der individuellen Fähigkeiten der Mitarbeiter sowie einer
optimalen Ausnutzung der Raumverhältnisse führte.
Im Kreditgeschäft ging es in New York um
Betriebsmittelfinanzierungen einschliesslich Sonderformen wie Banker `s
Acceptances, Back-up Facilities, Immobilienfinanzierungen oder auch um
Länderumschuldungen südamerikanischer Länder.
Nachdem aus dem Einsatz für einige Monate
mittlerweile nahezu ein Jahr geworden war und die Bank ausser einer Verlängerung
meiner Entsendung nach New York keine attraktive Alternative für meine weitere
Beschäftigung bei der BfG aufzeigen konnte, war für mich der Zeitpunkt
gekommen, erneut zu neuen Ufern aufzubrechen, sprich zu einem neuen
Arbeitgeber.
Bayerische
Vereinsbank
Meine Tätigkeit für die BV begann am 01.11.1988 und
zwar als Leiter der Kreditabteilung in der neu gegründeten Niederlassung Hong Kong, die noch im Aufbau
war.
Es ging zunächst um den organisatorischen und
personellen Aufbau. Aufgabe: Risikobeurteilung und Genehmigung von Geschäft in
Hong Kong der Region und China.
Ab Mai 1994 war ich dann mit der Vorbereitung und
Durchführung der Eröffnung der Repräsentanz in Shanghai beschäftigt.
Ab Juni übernahm ich dann die Vertretung der BV bei
der China International Packaging Leasing Co. Ltd. in Beijing als Board Member
sowie Mitglied des Executive Commitees.
Am 01. September 1994 wurde ich in die Leitung der
Niederlassung Hong Kong berufen. Verantwortlichkeiten: Risk-Management,
Controlling, Accounting sowie die neu eröffnete Repräsentanz in Shanghai.
Ab Juli 1996 erfolgte dann die Aufnahme der
Projektarbeit mit vier weiteren Mitarbeitern in Singapur. Aufgabe des
Projektes: Erarbeitung einer Geschäftsstrategie Asien für die Gesamtbank.
Nach erfolgter Verabschiedung der Strategie
übernahm ich dann den Aufbau des Liaison Office in München als Vertretung des
Regionalbereiches Asien, der im Rahmen der neuen Strategie in Singapur
etabliert wurde.
Ab November 1997 bis August 1998 gab es erneut
einen Feuerwehreinsatz, diesmal als Niederlassungsleiter in Hong Kong mit der
zusätzlichen Aufgabe die Fusion mit der Hypo Bank in Hong Kong durchzuführen,
das heißt Festlegung der Projektorganisation, Ausarbeitung des
Masterimplementierungsplans und die Überwachung der Durchführung.
Noch vor vollständiger Durchführung gab es eine
neue Herausforderung:
Aufbau des Vertriebsweges Banken in Asien als
Bestandteil des Regionalbereichs Asien.aus München heraus. Dazu gehörte die
Leitung und Führung der Bank Teams in München, Singapur und Hong Kong.
Am 31.12.1999 war es dann soweit: Mein Bedürfnis an
Beschäftigung für Banken war voll und ganz erfüllt und ab dem 01.01.2000 war
ich kein Mitarbeiter der HypoVereinsbank mehr.
Die Zeit danach
Die Zeit danach
Nach den Jahren bei Banken war
jetzt zunächst eine Auszeit angesagt. Dies gab mir auch die Gelegenheit, eine
ehrenamtliche Tätigkeit in einem Altersheim aufzunehmen, eine sehr bereichernde
Erfahrung.
Die Überredungskünste eines
langjährigen Freundes führten dazu, dass ich mit Rat und Tat bei dem Aufbau
eines Unternehmens für den Handel mit professionellen Magneten zur Verfügung
stand. Da China für den Einkauf eine wesentliche Rolle spielte, konnten meine
gewonnenen Erfahrungen mit diesem Land gut eingebracht werden.
Ende 2004 vollzog ich dann den
Schritt in die Selbstständigkeit, d.h. Aufnahme einer Beratertätigkeit, insbesondere
für mittelständische Unternehmen.
Seit 2008 betreue ich fest drei
mittelständische Unternehmen am Niederrhein.
Dabei geht es zum Beispiel um
Investitionsentscheidungen, Finanzierungsfragen, die Struktur der
Bankverbindungen, Leasinggesellschaften, Gespräche mit Finanzinstituten, Aufbau
und Pflege von Controlling Instrumenten, monatliche und jährliche Erfolgsrechnung,
Jahresabschluss, Meldewesen, Risikobewertung der Lieferanten und Kunden und
angemessene Sicherungsmaßnahmen.
Eines der Unternehmen verfügt über
internationales Geschäft, auch über die Grenzen von Europa hinaus, ein weites
Feld für sinnvolle Hinweise.
Zurück zu
meine Ausführungen ganz zu Beginn:
Nein, meine Zeit bei der WB kommt mir in der Tat
nicht so vor, als sei ich noch gestern dort beschäftigt gewesen.
Ein mehr als halbes Leben, gefüllt mit vielen
Veränderungen, Herausforderungen, glücklichen und weniger glücklichen Momenten
liegt dazwischen.
Was aber nach wie vor zutrifft: Gerne denke ich an
die Jahre bei der Westfalenbank und an die Mitarbeiter, besonders Herrn Petzel,
zurück. Es war eine gute Zeit.
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