Mittwoch, 9. November 2011

Die Westfalenbank und der VfL Bochum (Teil 2)

Erinnerungen an eine vergangene Zeit, verfasst von Herrn Manfred Carl:

Stories und Dönekes

Aus Sicht eines Vorstadt-Jungen hatte ich es seit 1947 als Mitglied bei SuS Gerthe mit Jugendmannschaften (Schüler, B- und A-Jugend) des VfL Bochum zu tun.
Während wir in zusammengesuchten Klamotten, uneinheitlichen Hosen, Trikotsund Stutzen spielen mussten, hatten die VfLer auch vor der Währungsreform 1948 schon einheitliche Sportkleidung und Fußballschuhe, während wir teils in Kohlbergschuhen spielten. Obwohl die meistens von uns tüchtig „Wichse“ bezogen,  waren sie eingebildet und betrachteten uns wie Menschen 3. Klasse. Am Nachhaltigsten  ist mir das Endspiel um die Kreismeisterschaft 1953 in Erinnerung, als wir den VfL mit 5:1 deklassierten.
Der nächste Clou: ein Spieler von uns namens Andreas Pawlowski wechselte zum VfL, erschien aber in den Aufstellungen der Zeitung immer nur als unter dem Namen „Andreas“, damit jedermann glauben sollte, dies sei sein Nachname.
Nachdem Andreas in späteren Jahren wieder zu uns zurückkam, stand montags selbstverständlich wieder „Pawlowski“ in der Mannschaftsaufstellung.

Als Hans Tilkowski mitte der 50er Jahre von SuS Dortmund-Kaiserau zum VfL wechseln wollte, sagte man ihm: Wir brauchen und wollen keine Pollaken!
Tilkowski wechselte daraufhin zu Westfalia Herne, wurde 1959 Meister der Oberliga West, spielte im gleichen und folgenden Jahr um die Deutsche Meisterschaft und wurde Nationaltorwart mit dem berühmten Wembleytor 1966.
Der VfL verstand es also, sich an vielen Orten unbeliebt zu machen, sei es, dass man die besten Spieler aus den kleinen Vereinen wegholte und damit diese erheblich schwächte. Ablösesummen gab es leider damals noch nicht.
Der Vater eines Schulfreundes, ein Milchbauer, hatte einen Lieferwagen. Da wurde sonntags eine Plane drüber gespannt, 2 Bänke draufgepackt und er fuhr mit uns 6 – 8 Jungen nach Schalke oder RWE, welches große Spiele waren, während der VfL gegen SSV Hagen, Marl-Hüls oder einen anderen kleinen Verein spielte. Das war ja für uns uninteressant.
Der VfL Bochum ist seit Jahren geprägt von einer selbstherrlichen, nicht zu überbietenden Arroganz. Man hat sich immer wieder selbst was in die Tasche gelogen und das Leistungsvermögen hat nie dem Wunschdenken entsprochen.
Außerdem hat man es vortrefflich verstanden, die Millionen-Gelder der Sponsoren (Sparkasse und Stadtwerke) zu verschleudern. Sinnvoller wäre es gewesen, diese Beträge an den Gewährsträger (die Stadt Bochum) zu überweisen, dann hätte so manche städtische Sportanlage der kleinen Vereine, die es dringend nötig haben, saniert werden können.

Allgemeines
Vom Amateur zum Vertrags- und dann zum Berufsfußballer

Bis zum Anfang der 50er Jahre gab es nur den Amateurfußball. Die Spieler wurden zwar immer belohnt, da aber das Geld nichts wert war, erfolgte die Bezahlung in Naturalien.
Jeder Verein bemühte sich, leitende Zechenbeamte in seinen Reihen zu haben, denn unsere Kohle, die sogenannten „schwarzen Diamanten“ waren die Währung, für die wir alles bekamen.
So fuhr mancher Laster nachts schwer beladen mit Kohle oder Koks zu ländlichen Bekannten und kam bei Nacht und Nebel mit Kartoffeln, Rüben und Korn zurück. Denn man brauchte dies ja zum Brennen von Schnaps. So standen in vielen Ställen hinter den Zechenhäusern in den Kolonien kleine Destillen, wo heimlich nicht nur Schnaps gebrannt wurde, sondern auch Schweine gefüttert wurden, welche dann später „schwarz“ geschlachtet wurden. „Kohlenschieben und Schwarzschlachten“ war in. Wer dies am besten beherrschte, bekam auch die besten Fußballspieler.
Mit der Währungsreform am 20, Juni 1948 wurde die DM und der Vertragsfußball eingeführt.
Ein Vertragsfußballer durfte maximal DM 120 verdienen. Nun entwickelten sich die dollsten Tricksereien, um dies zu umgehen. So bekamen die Spieler sogenannte „Aktivitätszulagen“ für Einsätze pro Spiel und Trainingsbeteiligung. Siegesprämien und Fahrtkostenerstattungen kamen hinzu, sodass oft ein  Mehrfaches als das Vertragsgeld zusammen kamen. Es entwickelten sich ebenfalls die tollsten Ideen bei der Arbeitsbeschaffung (volles  Gehalt bei halbtägiger Anwesenheit u.s.w.).

Nun zum VfL Bochum

Als ich 1954 zur Westfalenbank kam, spielte der der VfL Bochum nicht in der Oberliga West, sondern in der 2. Division.
1.Vorsitzender war der oberste Boss der Fa. Gebr. Eickhoff, Fritz Schleier.
Damals hießen die Spitzenvertreter auch noch anders:
heute                           früher
Präsident                     1.Vorsitzender
Vizepräsident              2.Vorsitzender
Schatzmeister              1.Kassierer
Manager                      Geschäftsführer
Sportdirektor               Fußballobmann

Der 2. Vorsitzende beim VfL war unser ehemaliger Direktor der Auslandsabteilung, Max Janssen, der –Anfang der 60er- während eines Spiels des VfL bei Viktoria Köln nach einem Herzinfarkt verstarb.

Eine Verbindung Gebr. Eickhoff – WB bestand seit jeher. So waren z.B. unsere späteren Mitarbeiter Werner Balte und Erwin Galewski vorher bei Eickhoff beschäftigt.
Doch der 1. VfL-Spieler bei der WB war Harry Linka, der noch zur Zeit von Max Janssen zu uns kam, als er vom SV Sodingen zum VfL geholt wurde. Mit einem gut dotierten Vertrag beim VfL und entspr. Gehalt bei der WB (damals gab es noch 17 Gehälter plus Urlaubsgeld und Einkellerungsbeihilfe).

Die Zeit der Bandenwerbung in den Stadien begann und sorgte für die Vereine für zusätzliche Einnahmen. Man bediente sich in erster Linie um große heimische Unternehmen (Aral AG, Stadtwerke, Sparkasse, Bochumer Verein, Westfalenbank oder auch großer Tankstellen). Zu jedem Spiel wurden Bälle gespendet und die Namen der Spender wurden mittels Lautsprecher den Besuchern mitgeteilt.

Inzwischen war der für das Stadtgeschäft zuständige Direktor der WB, Heinz Brämer,  in den Wirtschaftsrat des VfL gewählt worden. In dem Zusammenhang wurde das Geschäftskonto des VfL bei uns geführt, mehr oder weniger debitorisch. Fast alle Spieler hatten ihre Gehaltskonten ebenfalls in unserem Haus und waren daher ständig Gast im Vorzimmer von Herrn Brämer bei Frl. Michels.
Während der Zeit etwa ab 1980 (Bau von Opel, der Ruhruniversität, des Ruhrpark Einkaufszentrums ) wurden von der Bank –so irrsinnig es auch war- Zweigstellen und Filialen im Revier eröffnet und es entwickelte sich ein erheblicher Personalbedarf. In den Jahren fanden dann die VfL-Spieler Harry Fechner, Erich Schiller, Werner Balte, Atze Kather und Herbert Bunzendahl zu uns.

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