Montag, 4. November 2019

Was macht eigentlich...................?



Vor einigen Tagen erhielt ich den Anruf eines Ehemaligen, der in der Zeit 1976/77 bis Mitte 1979 mit uns in der Bank gearbeitet hat:

Thomas Kessler!

Er ist per Zufall auf unseren Blog gestossen und so zu meiner Adresse gekommen.

Natürlich bat ich ihn -nachdem wir erste Erinnerungen ausgetauscht hatten - , uns einen Bericht zum obigen Thema zu schreiben.

Was er getan hat. Hier können Sie das Leben eines ehemaligen Westfalenbänkers lesen:

Kaum zu glauben!
Seit meinem Weggang von der Westfalenbank AG sind schon vierzig Jahre ins Land gegangen!
Dabei kann ich mich an die Zeit im Kreditsekretariat in der Gruppe von Herrn Petzel zusammen mit Frau Strauß und Herrn Büttner gut erinnern.
Habe ich das Gefühl die Zeit ist erst gestern zu Ende gegangen? Nein, nach meinem Gefühl war für mich die Zeit seitdem eine sehr lange, wichtige und ereignisreiche .
Im Einzelnen:
BfG:Witten
Nach den drei Jahren in dem seinerzeit neu gegründeten Kreditsekretariat wuchs der Wunsch auch die andere Seite des Geschäftes, nämlich die Betreuungsseite mit direktem Kontakt zu den Firmenkunden kennen zu lernen.
Die Gelegenheit ergab sich für mich bei der Bank für Gemeinwirtschaft AG, Filiale Witten wo ich ab dem 01.Juli 1979 in der Kreditabteilung nicht nur die Betreuung der Firmenkunden sonder auch eine ganz andere Bank mit langen Entscheidungswegen kennen lernte.
So komfortabel wie zuvor bei der WB ging es hier nicht zu – eine separate Abteilung zur Bestellung und Verwaltung von Sicherheiten gab es zum Beispiel nicht. Hier war jeder Betreuer für seinen Bereich selbst zuständig.

BfG:Frankfurt
Schon als in der WB Mitarbeiter für Luxemburg gesucht wurden konnte ich der Vorstellung im Ausland zu arbeiten etwas abgewinnen und diesen Reitz empfand ich auch, als in der Mitarbeiterzeitung der BfG eine Stelle in der Kreditabteilung New York ausgeschrieben war. Ermutigt durch meinen Abteilungsleiter in Witten nahm ich mir vor, das Thema Auslandsaufenthalt am Abend mit meiner Frau aufzunehmen.
Welche Überraschung: Anders als ich es erwartet hatte konnte sie diesem Plan etwas abgewinnen.
Meiner Bewerbung folgte ein Vorstellungsgespräch in Frankfurt mit dem Leiter der Abteilung in New York.
Einige Wochen vergingen ohne eine Entscheidung, und ich war davon ausgegangen, dass aus New York nichts werden würde. Dann hieß es, New York sei durch einen Mitbewerber besetzt worden, es gäbe aber eine Alternative. Die Antwort auf meine Frage welche Alternative denn gemeint sei, war für mich nicht nur völlig überraschend, ich hatte auch zunächst Probleme mich ernsthaft damit zu beschäftigen. Kein Wunder, denn was wusste ich schon über Hong Kong?
Reichlich wenig und zu dem Gespräch mit dem Niederlassungsleiter Hong Kong in Frankfurt fuhr ich ohne Erwartungen und auch ohne mir darüber im Klaren zu sein, ob ich wirklich bereit war nach Hong Kong zu wechseln. Auch stand natürlich noch die Meinung meiner Frau aus.
Nach den Gesprächen in Frankfurt führ ich mit einer Zusage zurück, wir meine Frau und ich waren also am Zug.
Die Rückfahrt war an einem Freitag. Am Sonntag darauf war dann die positive Entscheidung gefallen.
Ab Oktober 1981 wurde ich nach Franfurt zu einer dreimonatigen Vorbereitung in relevanten Zentralbereichen versetzt.
Eigentlich sollte ich Anfang Januar in Hong Kong sein. Das ging aber nicht, da die Geburt meiner zweiten Tochter anstand. So war ich dann im Januar in Wartestellung direkt gegenüber der Westfalenbank bei der BfG:Bochum beschäftigt.

BfG: Hong Kong
Im Winter mit Schnee auf den Straßen bin ich am 01.02.1982 Richtung Hong Kong aufgebrochen – übrigen der erste Flug meines Lebens.
In Hong Kong konnte ich von meinem Appartement aus Menschen beobachten, die sich am swimming pool vergnügten -  welch ein Unterschied.
Geschäftlich ging es um das lokale Firmenkundengeschäft einschließlich der in Hong Kong üblichen Formen der Handelsfinanzierungen.
Am 17.Juni ging es dann endlich zurück nach Deutschland um Frau und Kinder – zwei Mädchen – abzuholen. Ich hatte im Vorfeld eine Wohnung gefunden und eingerichtet, natürlich in einem Hochhaus mit über zwanzig Stockwerden in Happy Valley mit Blick auf den Racecourse. Da konnten wir dann bequem vom Wohnzimmer aus die Mittwochrennen oder auch das sehr frühe morgendliche Training der Pferde verfolgen.
Ab Januar 1984, dann unter neuer Leitung der Niederlassung, ging es für mich um den Aufbau der Abteilung Customer Services nach Zusammenlegung der bisherigen Kreditabteilung mit der Auslandsabteilung (Bills Departement) als Leiter der Abteilung. Neben dem erwähnten Geschäft jetzt zusätzlich: Aufbau des Chinageschäftes, bestehend aus langfristigem Kreditgeschäft, Geld und Devisenhandel sowie Rahmenkredite zur Finanzierung deutscher Exporte. Kreditnehmer: Bank of China, International Trust and Investment Corporation und Firmen der Volksrepublik China in Hong Kong. Die Verhandlungen waren üblicherweise in China und gaben mir so die Möglichkeit von Liaoning Provinz im Norden über Sichuan Provinz im Westen bis hin zu Guangdong Provinz im Süden das Land näher kennen zu lernen.

Nach über fünf Jahren in Hong Kong und im Zusammenhang mit einer möglichen Vertragsverlängerung war es Zeit geworden Abschied zu nehmen. Angedacht war eine Tätigkeit in Deutschland im Firmenkundengeschäft.
Aber wie es eben im Leben so manches Mal läuft: Es kommt dann doch anders. So auch bei mir: Ich wurde gebeten einen Feuerwehreinsatz für einige Monate zu übernehmen und zwar – Ironie des Schicksals – in New York.

BfG: New York
Also ging es ab dem 01.11.1987 in New York los. Für ein Apartment war gesorgt: 42st zwischen erster und zweiter Avenue ganz in der Nähe der Uno und – auch ein Vorteil - zu Fuss von der Park Avenue, wo die Bank untergebracht war, zu erreichen.
Ab Dezember ging ich an die Reorganisation der Abteilung, die zu einer Neuverteilung der Verantwortlichkeiten unter Berücksichtigung der individuellen Fähigkeiten der Mitarbeiter sowie einer optimalen Ausnutzung der Raumverhältnisse führte.
Im Kreditgeschäft ging es in New York um Betriebsmittelfinanzierungen einschliesslich Sonderformen wie Banker `s Acceptances, Back-up Facilities, Immobilienfinanzierungen oder auch um Länderumschuldungen südamerikanischer Länder.
Nachdem aus dem Einsatz für einige Monate mittlerweile nahezu ein Jahr geworden war und die Bank ausser einer Verlängerung meiner Entsendung nach New York keine attraktive Alternative für meine weitere Beschäftigung bei der BfG aufzeigen konnte, war für mich der Zeitpunkt gekommen, erneut zu neuen Ufern aufzubrechen, sprich zu einem neuen Arbeitgeber.

Bayerische Vereinsbank
Meine Tätigkeit für die BV begann am 01.11.1988 und zwar als Leiter der Kreditabteilung in der neu gegründeten  Niederlassung Hong Kong, die noch im Aufbau war.
Es ging zunächst um den organisatorischen und personellen Aufbau. Aufgabe: Risikobeurteilung und Genehmigung von Geschäft in Hong Kong der Region und China.
Ab Mai 1994 war ich dann mit der Vorbereitung und Durchführung der Eröffnung der Repräsentanz in Shanghai beschäftigt.
Ab Juni übernahm ich dann die Vertretung der BV bei der China International Packaging Leasing Co. Ltd. in Beijing als Board Member sowie Mitglied des Executive Commitees.
Am 01. September 1994 wurde ich in die Leitung der Niederlassung Hong Kong berufen. Verantwortlichkeiten: Risk-Management, Controlling, Accounting sowie die neu eröffnete Repräsentanz in Shanghai.
Ab Juli 1996 erfolgte dann die Aufnahme der Projektarbeit mit vier weiteren Mitarbeitern in Singapur. Aufgabe des Projektes: Erarbeitung einer Geschäftsstrategie Asien für die Gesamtbank.
Nach erfolgter Verabschiedung der Strategie übernahm ich dann den Aufbau des Liaison Office in München als Vertretung des Regionalbereiches Asien, der im Rahmen der neuen Strategie in Singapur etabliert wurde.
Ab November 1997 bis August 1998 gab es erneut einen Feuerwehreinsatz, diesmal als Niederlassungsleiter in Hong Kong mit der zusätzlichen Aufgabe die Fusion mit der Hypo Bank in Hong Kong durchzuführen, das heißt Festlegung der Projektorganisation, Ausarbeitung des Masterimplementierungsplans und die Überwachung der Durchführung.
Noch vor vollständiger Durchführung gab es eine neue Herausforderung:
Aufbau des Vertriebsweges Banken in Asien als Bestandteil des Regionalbereichs Asien.aus München heraus. Dazu gehörte die Leitung und Führung der Bank Teams in München, Singapur und Hong Kong.
Am 31.12.1999 war es dann soweit: Mein Bedürfnis an Beschäftigung für Banken war voll und ganz erfüllt und ab dem 01.01.2000 war ich kein Mitarbeiter der HypoVereinsbank mehr.

Die Zeit danach
Nach den Jahren bei Banken war jetzt zunächst eine Auszeit angesagt. Dies gab mir auch die Gelegenheit, eine ehrenamtliche Tätigkeit in einem Altersheim aufzunehmen, eine sehr bereichernde Erfahrung.

Die Überredungskünste eines langjährigen Freundes führten dazu, dass ich mit Rat und Tat bei dem Aufbau eines Unternehmens für den Handel mit professionellen Magneten zur Verfügung stand. Da China für den Einkauf eine wesentliche Rolle spielte, konnten meine gewonnenen Erfahrungen mit diesem Land gut eingebracht werden.
Ende 2004 vollzog ich dann den Schritt in die Selbstständigkeit, d.h. Aufnahme einer Beratertätigkeit, insbesondere für mittelständische Unternehmen.
Seit 2008 betreue ich fest drei mittelständische Unternehmen am Niederrhein.
Dabei geht es zum Beispiel um Investitionsentscheidungen, Finanzierungsfragen, die Struktur der Bankverbindungen, Leasinggesellschaften, Gespräche mit Finanzinstituten, Aufbau und Pflege von Controlling Instrumenten, monatliche und jährliche Erfolgsrechnung, Jahresabschluss, Meldewesen, Risikobewertung der Lieferanten und Kunden und angemessene Sicherungsmaßnahmen.
Eines der Unternehmen verfügt über internationales Geschäft, auch über die Grenzen von Europa hinaus, ein weites Feld für sinnvolle Hinweise. 

Zurück zu meine Ausführungen ganz zu Beginn:
Nein, meine Zeit bei der WB kommt mir in der Tat nicht so vor, als sei ich noch gestern dort beschäftigt gewesen.
Ein mehr als halbes Leben, gefüllt mit vielen Veränderungen, Herausforderungen, glücklichen und weniger glücklichen Momenten liegt dazwischen.
Was aber nach wie vor zutrifft: Gerne denke ich an die Jahre bei der Westfalenbank und an die Mitarbeiter, besonders Herrn Petzel, zurück. Es war eine gute Zeit.
 


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